26
- November
2021
Posted By : Tim Greinus
Stellungnahme zu den neuen Regeln

Stellungnahme der Studierendenvertretung der
Hochschule Kempten zur Umstellung auf Online-Vorlesungsbetrieb

Seit dem Beginn des Semesters hat sich die pandemische Lage drastisch verschlechtert. Die Krankenhausampel ist rot, die Kliniken stehen vor dem Kollaps und die Staatsregierung hat den Katastrophenfall ausgerufen. Am 19.11.2021 hat Ministerpräsident Dr. Söder zudem plötzlich die 2G-Regelung an allen bayerischen Hochschulen ausgerufen und damit ein weiteres Erdbeben in
der Hochschullandschaft ausgelöst. Trotz der Tatsache, dass Hochschulen mit besseren Hygiene- und Sicherheitskonzepten in das Semester gestartet sind als die meisten gesellschaftlichen Bereiche und selbst – nicht zuletzt dank überdurchschnittlicher Impfquoten der Studierenden – nicht großer Treiber der hohen Inzidenzen sind, müssen diese nun in den 2G-Betrieb übergehen.

Dies führt bei uns an der Hochschule Kempten zu einem rein digitalen Vorlesungsbetrieb

Wir, als Studierendenvertretung können dies nicht nachvollziehen. Die große Mehrheit unserer Studierenden möchte eine Präsenzlehre und ein Leben an der Hochschule. Zudem sind die Zielsetzungen des Ministeriums klar, dass bei Inzidenzen unter 1000 der 2G bzw. hybride Lehrbetrieb aufrechterhalten werden soll. Diesen Zielen können sich die Studierenden der Hochschule Kempten nur anschließen und hoffen darauf, dass die Hochschulleitung diesen keinen
Riegel vorschiebt. Durch den Beschluss der Hochschulleitung, den gesamten Vorlesungsbetrieb online durchzuführen, wurde die Möglichkeit der hybriden Lehre blockiert. Dies trifft aufgrund der vorbildlichen Impfquote von ca. 87% (durch regelmäßige Stichproben ermittelt) auf Unverständnis. Mit dieser Impfquote liegen wir ca. 20% höher als der Durchschnitt in Bayern und sind trotzdem die Ersten, denen es nicht mehr erlaubt ist, ihrer Haupttätigkeit vor Ort nachzugehen.
Des Weiteren ist nicht nachvollziehbar, weshalb Vorlesungen / Übungen, in denen eine Impfquote von 100% und somit der 2G-Status vorliegt, nicht weiter Präsenzvorlesungen abhalten dürfen.

Die Studierendenvertretung der HS Kempten fordert von der Hochschulleitung folgende Maßnahmen:

  • Ermöglichung von Hybridlehrveranstaltungen unter vorgegebenen Maßnahmen des
    Ministeriums mit Vollüberprüfung des 2G-Status der Studierenden
    Wenn dies technisch nicht möglich ist -> schnellstmögliche Anschaffung der     nötigen Technik, um dies für die nahe Zukunft zu ermöglichen
  • Die Entscheidungsgewalt über die Art der Lehre (2G / Hybrid / Online) den Fakultäten zu übergeben
  • Klare Regelungen für gefährdete Personengruppen, die sich aus gesundheitlichen
    Gründen nicht impfen lassen können
  • Lernräume für Studierende an der Hochschule unter 2G offenzuhalten (z.B. PC-Räume)
  • Nachholtermine für Prüfungen, 14 Tage nach Ende der Prüfungszeit, aufgrund der
    behördlichen Regelungen zur Quarantänepflicht

Die vorherigen Onlinesemester haben die Studierenden sehr stark belastet, sodass sogar das Ministerium beschlossen hat, diese nicht zur Regelstudienzeit hinzuzuzählen. Diese Situation wird den Studierenden durch die eigenmächtig entschiedenen Maßnahmen der Hochschulleitung erneut zugemutet und konfrontiert sie wieder mit einer unnötig großen Belastung. Durch eine
schnelle Umsetzung der geforderten Maßnahmen kann dies für den Großteil unserer Studierenden vermieden werden.

Die Studierendenvertretung der Hochschule Kempten

 

Antwort der Hochschule Kempten:

Sehr geehrte Studierende,

vielen Dank für Ihr Schreiben und für Ihr Plädoyer für Präsenzlehre. Wir freuen uns ausdrücklich über die Wertschätzung, die Sie damit den Kolleginnen und Kollegen für die Lehre in Präsenz entgegen bringen. Auch von Seiten der Hochschulleitung ist uns die Entscheidung zur Umstellung auf digitale Lehrveranstaltungen nicht leicht gefallen. Deshalb haben wir die Entscheidung nicht eigenmächtig herbeigeführt, sondern im Krisenstab, in dem die Leitungen aller Organisationseinheiten sowie Vertreter der Studierenden vertreten sind.

Die Entscheidung zu digitalen Lehrveranstaltungen haben wir im Anbetracht des aktuellen Infektionsgeschehens in der gesamten Region und auch in Bayern getroffen. Es erscheint uns im Anbetracht von Intensivpatienten, die per Lufttransport in andere Bundesländer verlegt werden müssen und verschobenen geplanten Operationen in den Krankenhäusern nicht als angemessen, eine der größten Einrichtungen des Allgäus mit täglich ca. 4500 Personen, die sich auf engem Raum begegnen, auch unter 2G Bedingungen weiter zu betreiben, wenn es, zugegebenermaßen nicht so angenehme aber funktionierende, Alternativen dazu gibt. Dies wird dadurch erschwert, dass zwei benachbarte Landkreise bereits zwischendurch den Inzidenzwert von 1.000 überschritten haben.

Wir geben auch zu bedenken, dass Genesene und Geimpfte nicht gegen eine Ansteckung immun sind, sondern dass damit das Risiko einer Ansteckung reduziert wird, die Auswirkungen einer Infektion erheblich vermindert werden und damit das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs bis hin zu Intensivstation und Tod massiv reduziert wird und sich auch die Viruslast, die emittiert wird, sinkt und damit auch das Verbreitungsrisiko sinkt. Das Risiko dabei ist aber, dass entsprechende Infektionen evtl. nicht als solche erkannt werden und damit unerkannterweise eine Weiterverbreitung des Virus erfolgt. Hier wollen wir auch Ihre Familien schützen.

Diese Regelung der digitalen Lehrveranstaltungen werden wir mindestens bis Weihnachten so aufrecht erhalten, Veranstaltungen wie Laborpraktika sind davon explizit ausgenommen.

Für Personen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können gilt, dass diese sich kostenfrei PCR Tests unterziehen können, und damit sowohl an Praktika als auch an Prüfungen teilnehmen können.

Lernräume, insbesondere die studentischen Arbeitsplätze in der Bibliothek, stehen Ihnen unter 2G Bedingungen zur Verfügung.

Ihren Hinweis bezüglich der Quarantänevorgaben im Rahmen der Prüfungszeit werden wir im Prüfungsausschuss, der kommende Woche am 8.12.21 tagen wird, diskutieren, um hier eine für alle Beteiligten praktikable Lösung zu finden.

Die Hochschulleitung und alle Beschäftigten arbeiten daran, Ihnen als Studierenden möglichst gute und aber auch sichere Studienbedingungen bieten zu können. Im Anbetracht der aktuellen Infektionslage bitten wir auch alle Studierenden um den entsprechenden Beitrag, damit wir die Situation hoffentlich zeitnah überwinden können und in den von Ihnen und uns geschätzten Präsenzbetrieb zurückkehren können.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Wolfgang Hauke                            Prof. Dr.-Ing. Dirk Jacob

Präsident                                                         Vizepräsident Lehre und Weiterbildung

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